Alles beim alten auffe Bahn

Welch ein Tag!
Es ist vorbei.
Der Kulturhöhepunkt „Still-Leben Ruhrschnellweg“ weicht dem schnöden, täglichen „Still-Leben Ruhrschnellweg“.
Zwei bis drei Millionen Besucher konnten sich per Pedes, Pedalo, Rollator ( ich hab auch einige elektrische Rollstühle verbotenerweise entdeckt, aber da hüllen wir mal das Sakko des Schweigens drüber) oder Inliner von ganz nah ansehen, wie Stau auch ohne Autos geht.

Und ich war dabei. Sowas lass ich mir doch nicht entgehen. neee, nicht nur dagegen wettern! Mitmachen und zugucken, wie das Ding daneben geht.
Pustekuchen. Da ging nix daneben. Der von mir befürchtete Lerneffekt blieb aus: Trotz Vollsperrung war niemand schneller auf der A40 unterwegs als sonst. Wir Ruhris wissen halt, wie man nen zünftigen Stau macht. Wir kriegen auch Autobahnen mit Fahrrädern verstopft, jawoll. Da macht uns so leicht keiner was vor. Stau können ja viele, aber wer ausser uns macht daraus nen Volksfest?

Einziger Wermutstropfen für diejenigen, die sonst mit ihrem Auto im Stau mitspielen dürfen: diesmal mussten sie die Gerüche des neben ihnen eingepferchten Staunachbarn buchstäblich hautnah ertragen, so eng wie die Leute da teilweise standen. Da bietet der Bürgerkäfig doch erheblich mehr Privatsphäre. Und nen Duftbaum an die Nase binden geht ja auf dem Fahrrad auch nicht so wirklich, oder?

Aber ich hab da todesmutig mitgemacht. Meine Kutte übergeworfen, in die Boots gesprungen, Sonnenbrille auf und Nikotinkaugummis eingepackt (sprecht mich ja nicht auf das Thema an Freunde, da krieg ich Aderplatzen inne Optik!!) und ganz galant aufs Bike geschwungen. Ich hab auch noch überlegt, ob ich Handschuhe und den Schubert…. neee, das wär dann doch ein bisschen overdressed gewesen!
Kurze Orientierung: Alles ein bisschen zierlich auf dem Drahtesel, aber gewöhnungsfähig. Zündschlüssel… unnötig. 1. Gang einlegen und los… und direkt auf die Fresse gefallen, weil die Gangschaltung im Stand nicht vom 27. in den 1. Gang runter wollte ohne die Kette abzuwerfen. Und überhaupt: Gangschaltung über 2 Lenkerenden verteilt. Sollte das mal ein BMW Blinker werden, oder was? Aber ich gab nicht auf. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich die Kette wieder über die Ansammlung lustiger Zahnrädchen gefriemelt und das gesamte Kettenfett an meinen Händen (hätt ich doch mal die Handschuhe mitgenommen). Bei BMW hätt ich jetzt Kardan, schoss es mir bei der Betrachtung meiner völlig verdreckten Hände durch den Kopf.
Trotz dieser Verspätung hatte ich bis auf die Gelegenheit vorne im Stau zu stehen noch nicht viel verpasst. Aber hinten war auch schön. Dortmund – Essen dauerte von 11 – 17 Uhr, also wie sonst auch.
Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier.

Und nächstes Jahr?
Da machen wir wieder ein Still-Leben, aber dann nehmen wir die A42 auch noch dazu… man will ja schliesslich auch wieder zurückkommen, oder?

Musste mal gesagt werden, woll!

Euer
Güntha ‚der Seemann‘ Koslowski