A40

Welch ein Tag!

Da schlag ich heute die Zeitung auf und was sticht mir von der Titelseite direkt in mein Auge:

Ruhr.2010 sperrt die A40
Das Projekt „Still-Leben Ruhrschnellweg“ ist der Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres 2010.

 

Wer so wie ich global im Ruhrpott unterwegs ist, der kommt an der A40 nicht vorbei!

A40….

das ist die Ader des Ruhrgebiets,

die Aorta des Potts

das Herz vom Revier…

… und leider auch die Achillesferse.

 

Jeder, der schon mal zwischen 8 Uhr morgens und 17 Uhr abends zwischen Dortmund und Essen unterwegs war, weiß wovon ich rede!

PARKPLATZ!

Nicht „dann und wann“! Nicht an irgendwelchen Knotenpunkten! Sondern täglich und kommunalübergreifend. Es ist so voll, dass LKW auf dieser Piste keine Maut bezahlen müssen, sondern Parkgebühren. Stoßstange an Stoßstange reihen sich die Blechhaufen aneinander.

DAS ist der gelebte Regionalverband Ruhr! EIN Stau von Dortmund über Bochum und Gelsenkirchen nach Essen. Die A40 ist die einzige Strecke, wo die Bahn tatsächlich mal schneller ist als das Auto, selbst bei durchschnittlicher Verspätung.

 

Aber jetzt sind wir ja Kulturhauptstadt und machen aus Nöten Tugenden. Das heisst, wir sperren die A40 und nennen diese Schnapsidee  „Still-Leben-Ruhrschnellweg!

Einen Tag lang, kann man dann zu Fuss über diese Lebensader flanieren, Bürger, Vereine und Organisationen können sich einen Tisch an der 60 KM langen Tafel mieten und sich und den Ruhrpott feiern. Das wird dann als der Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres gefeiert.

 

Ich hab mal meinen guten Kumpel Falk aus Castrop-Rauxel angesprochen. Der ist selbständiger Unternehmer im liegenden Gewerbe und hat so das ein oder andere Pferdchen laufen. Wenn der sich mit seinen Mädels da nen Tisch mieten würde, da wäre an dem Tag so viel Verkehr auf dem Asphalt wie seit 55 Jahren nicht mehr. Und Höhepunkte würd es auch Unzählige geben. DAS wäre mal kulturelles Neuland!

 

Mal ganz ehrlich: Still-Leben Ruhrschnellweg haben wir jeden Tag auf der A40!!!

Da braucht man sich nur mal die Schnettkerbrücke in Dortmund anzuschauen. Ich kann mich gar nicht mehr so weit zurück erinnern, dass ich diese Brücke ohne Baustelle kennen würde. Irgendwas haben die da immer zu basteln. Momentan einen Brückenneubau. Das dauert nun schon so lange, das in dieser Zeit ein Trupp Peruaner in Inkatechnik eine aus Gräsern geflochtene Seilbrücke dahin gezaubert hätte (Handarbeit!). Das wäre doch mal ein kulturelles Highlight!

 

Und an die Folgen der Sperrung hat ja noch gar keiner gedacht. Wie sollen die Menschen denn zu diesem Höhepunkt kommen? Die A40 ist ja dicht!

Und was, wenn der Berufspendler beim Spaziergang mit seiner Holden feststellt, dass sein täglicher Arbeitsweg über die A40 zu Fuß nur halb so lange dauert? Der kommt am Montag doch wieder ohne Auto hier lang. Lerneffekt!!!! Da wird eine Welle losgetreten, die man heute noch gar nicht überblicken kann.

 

Nee Freunde, so wird das nix mit dem Regionalverband Ruhr und dem zusammenrücken im Pott. Da hätten sie mal lieber die Strecke durchgängig auf 6 Fahrspuren erweitert, und diese dann statt der Vollsperrung eröffnet. Damit hätten sie zumindest einen echten „Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres“.

 

Musste mal gesagt werden, woll!

Euer
Güntha ‚der Seemann‘ Koslowski